Biodiversität beginnt an der Fassade. Wenn bei Sanierungen oder Neubauten Quartiere von geschützten Arten entfallen, sind Ausgleichsmaßnahmen nach Bundesnaturschutzgesetz verpflichtend. Nistklinker sind integrierte Nistkästen aus Ton. Dieser Leitfaden zeigt, welches NK-Modul zu welcher Art passt und worauf Sie bei Einbautiefe, Anflughöhe, Öffnungen und Details achten sollten
Warum Nistklinker?
Nistklinker sind eine ideale Lösung, wenn bei Neubau oder Sanierung Habitate geschützter Arten wegfallen und Ausgleichsmaßnahmen gefordert sind. Sie verbinden Artenschutz mit einer wertigen Fassadengestaltung und sind an die Optik der Hagemeister-Fassade angepasst. Der feste Einbau vermeidet die Risiken hängender Systeme, das Material Ton ist langlebig und natürlich, und die Ausführung orientiert sich an behördlichen Anforderungen; in geeigneten Fällen kann sogar eine KfW-Förderung in Frage kommen. Nistklinker können direkt im Neubau eingeplant oder nachträglich integriert werden.

Handfertigung der Nistklinker in der Formstein-Manufaktur
Verschiedene Typen von Nistklinkern und ihre Einsatzbereiche
Hagemeister bietet eine Vielzahl von Nistklinker-Modulen, die jeweils für unterschiedliche Tierarten und bauliche Anforderungen optimiert sind. Die Module NK1 bis NK6 unterscheiden sich in Größe, Form und Bauweise, um spezifische Bedürfnisse zu erfüllen.
NK1 und NK2 sind beispielsweise ideal für kleinere Singvögel, während NK3 und NK4 speziell für größere Vögel wie Mauersegler konzipiert sind. Die Module NK5 und NK6 bieten Fledermäusen geeignete Unterschlupfmöglichkeiten. Jedes Modul ist so gestaltet, dass es sich nahtlos in die Fassade einfügt und gleichzeitig den Tieren Schutz und Sicherheit bietet.
Welche Module passen zu welchen Bewohnern?
Für Mauersegler, Spatzen- und Meisenarten empfiehlt sich NK 1:

- 170 mm Einbautiefe
- abschraubbare Klappe (Wartung möglich, aber nicht nötig)
- Nistmulde ca. 120 mm Durchmesser, ca. 15 mm tief, Einflugöffnung ca. 32 × 70 mm
- 40° Anflugwinkel
- Lüftungsöffnungen
- Einbau zwischen 8 und 20 m Anflughöhe
- freier Anflug (keine Bäume, Sträucher in direkter Nähe)
- keine Südseite oder nur im Schatten des Dachüberstands einbauen, nicht über Fenster- und Türöffnungen platzieren
- Installation mehrerer Nistklinker am Gebäude empfohlen, da Koloniebrüter
NK2 für Zaunkönig, Hausrotschwanz, Grauschnäpper und Bachstelze:

- 115 mm Einbautiefe
- Eingangsöffnung ca. 80 × 50 mm
- Einbau zwischen 1,5 und 3,5 m Anflughöhe
- Anflug gern in direkter Nähe von Bäumen, Sträuchern
- keine Südseite oder nur verschattet einbauen
- nicht über Fenster- und Türöffnungen platzieren
NK3 für Blau- & Kohlmeise, Feld- & Haussperling, Hauben- & Sumpfmeise, Tannenmeise, Trauerschnäpel und
Kleiber:

- 170 mm Einbautiefe
- abschraubbare Reinigungsklappe
- Zugangsöffnung anpassbar an die Bewohnerart
- Einflugöffnung bis 30 mm -> Meisenarten
- Einflugöffnung ab 34 mm -> Haussperling etc.
- Lüftungsöffnungen
- Einbau zwischen 1,5 und 3,5 m Anflughöhe
- Anflug gern in direkter Nähe von Bäumen, Sträuchern
- keine Südseite oder nur verschattet einbauen
- nicht über Fenster- und Türöffnungen platzieren
NK4 für Zaunkönig, Bachstelze und Hausrotschwanz:

- 170 mm Einbautiefe
- Belüftungsöffnungen
- Eingangsöffnung ca. 130 × 50 mm
- Lüftungsöffnungen
- Einbau zwischen 1,5 und 3,5 m Anflughöhe
- Anflug gern in direkter Nähe von Bäumen, Sträuchern
- keine Südseite oder nur verschattet einbauen
- nicht über Fenster- und Türöffnungen platzieren
NK5 für Zwergfledermaus, Graues Langohr, Breitflügelfledermaus und Braunes Langohr:

- Fledermauskasten (integriert im Wandaufbau)
- 115 mm Einbautiefe
- modularer Aufbau, erweiterbar bis zu Wochenstuben
- selbstreinigend, wartungsfrei
- artenindividuell ausführbar
- Einflugöffnung ca. 120 × 30 mm
- Innenraummaß des Standardmoduls, aufgeteilt in 2 Kammern
- Holzwoll-Leichtbauplatte quer durch Innenraum und oben im Deckstein, Durchgangsöffnung von Kammer zu Kammer von 25 mm
- Einbau ab 2,5 m Anflughöhe
- für freien Anflugbereich (keine Bäume etc.) sorgen
- keine Südseite oder nur im Schatten des Dachüberstands einbauen
- direkte Beleuchtung auf Einflugöffnung vermeiden (Laternen, Strahler etc.)
NK6 für die Mehlschwalbe:

- 115 mm Einbautiefe
- Fertigelement zum Einmauern
- Ansatz für Nest inklusive, zum Ausbau durch die Schwalbe selbst (bessere Annahme)
- 35° Dachvorsprungsneigung
- zwei Steinvarianten (Eck- und Mittelstück)
- Ansatznest aus gebranntem Ton, abnehmbar, ca. 120 mm Durchmesser
- Maße siehe Zeichnung in Broschüre
- Einbau ca. 2–8 m Anflughöhe
- gern mehrere Elemente nebeneinander anbringen, da Kolonienbrüter
Fazit
Der Praxisbeleg zeigt, wie schnell der Ansatz funktioniert: In Rhede wurden in neuen Wohngebäuden 120 Nistklinker integriert, die Kolonie hat die Habitate zügig angenommen; der Belegungsnachweis ist im Projektvideo dokumentiert.

Zwei fast erwachsene junge Mauersegler blicken aus dem Nistklinker am Neubau.
Zusammengefasst: Nistklinker sind eine ästhetische, robuste und behördengerechte Lösung, um Biodiversität an der Gebäudehülle aktiv mitzudenken. Mit der passenden Modulauswahl, je nach Zielart und einer sorgfältigen Detailplanung entstehen funktionale, langlebige Habitate ohne gestalterische Kompromisse. Für konkrete Projekte empfiehlt sich die frühzeitige Abstimmung von Einbauhöhen, Orientierung und Anflugbereichen; unsere Beratung unterstützt Sie gern bei der Auswahl der passenden Nistklinker.