Biodiversität im Fokus

Biodiversität im Fokus

Artenvielfalt ist kein Selbstverständnis. Sie ist das Ergebnis eines fein abgestimmten ökologischen Gleichgewichts – und dieses ist aktuell weltweit wie auch in Deutschland massiv gestört. Doch mit dem richtigen Bewusstsein und konkreten Handlungen können wir die Biodiversität nicht nur erhalten, sondern aktiv fördern. Architektur, Stadtplanung und auch private Eigentümerinnen oder Eigentümer können hier einen wertvollen Beitrag leisten.

Der "Nationale Bericht zur Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie" für die Berichtsperiode 2013–2018 zeigt ein deutliches Bild: Drei Viertel der bewerteten Tierarten zeigen Anzeichen ökologischer Gefährdung – nur ein Viertel gilt als ökologisch stabil. Besonders betroffen sind Schmetterlinge, Käfer und Libellen. Bei den Lebensräumen sieht es ähnlich aus: Rund 70 Prozent der in Deutschland vorkommenden Biotope gelten als bedroht.

Der Schwund an Artenvielfalt betrifft uns alle. Denn stabile Ökosysteme sichern unsere Ernährung, sauberes Wasser, bestäubte Pflanzen und ein funktionierendes Klima. Ihr Verlust ist deshalb nicht nur ein Problem für Naturschützerinnen und Naturschützer, sondern für uns als Gesellschaft.

 

Wie Architektur und Stadtplanung zur Biodiversität beitragen können

Die gebaute Umwelt beeinflusst die Natur unmittelbar – in positiver wie negativer Hinsicht. Ob durch Bodenversiegelung, die Unterbrechung von Wanderkorridoren oder durch Lichtemissionen: Jede bauliche Maßnahme verändert bestehende Ökosysteme. Gleichzeitig eröffnen sich durch innovative Planung, ökologische Bauweisen und naturnahe Gestaltung große Chancen, Artenvielfalt in urbane und ländliche Räume zurückzubringen.

Bereits im Planungsprozess lassen sich Biodiversitätsaspekte einbinden: durch Umweltgutachten, Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzen oder die Berücksichtigung von Schutzarten und Biotopen. Doch auch darüber hinaus gibt es vielfältige Strategien, mit denen Architektur aktiv zum Erhalt von Lebensräumen beiträgt:

  • Multifunktionale Flächennutzung: Dachflächen müssen nicht ungenutzt bleiben – sie können als Gründächer, Regenrückhalt oder urbane Gärten genutzt werden. Fassaden können Lebensraum bieten, z. B. durch Kletterpflanzen oder Nistmodule, wie Nistklinker.

  • Durchlässigkeit fördern: Gebäude, Wege und Quartiere sollten so gestaltet sein, dass sie Bewegungsachsen für Tiere nicht blockieren. Grünzüge, begrünte Lärmschutzwälle oder unversiegelte Streifen entlang von Zäunen ermöglichen es Kleinsäugern, Reptilien oder Amphibien, ihre Lebensräume zu durchqueren.

  • Lichtverschmutzung vermeiden: Architektur kann durch gezielte Lichtplanung zur nächtlichen Ruhe beitragen. Warmweißes Licht, abgeschirmte Strahler und Bewegungsmelder helfen, Insekten nicht zusätzlich zu belasten.

  • Stadtökologische Integration: Der Trend zur „Tierfreundlichen Stadtplanung“ – wie er etwa in Hamburg oder Berlin verfolgt wird – zeigt, dass Biodiversität und urbane Entwicklung vereinbar sind. Städte, die Artenvielfalt mitdenken, erhöhen auch die Lebensqualität für Menschen.

Kurz gesagt: Gebäude und Freiräume sind nicht nur menschengemachte Strukturen – sie sind Teil eines größeren ökologischen Systems. Wenn sie durchdacht geplant werden, können sie zu Rückzugsorten, Nahrungsquellen und Verbindungslinien für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten werden.

 

Gebäude als Habitat: Architektur mit Nistplätzen und Grünelementen

Moderne Architektur denkt ökologisch – und funktional für Mensch und Natur. Statt glatter, versiegelter Fassaden und lebloser Gebäudestrukturen entstehen zunehmend Bauwerke, die als Teil eines lebendigen Ökosystems fungieren.

Ein zentrales Element sind Nistklinker oder integrierte Nistmodule, die in die Gebäudehülle eingebaut werden. Sie bieten Quartiere für Mauersegler oder Fledermäuse – Arten, die stark vom Rückgang traditioneller Brutplätze betroffen sind. Wichtig ist dabei, dass die Standorte artgerecht, witterungsgeschützt und frei zugänglich konzipiert sind. Einige Kommunen – etwa Berlin oder München – schreiben solche ökologischen Bauelemente bei Neubauten öffentlicher Gebäude mittlerweile vor.

Fassadenbegrünung ist ein weiterer wichtiger Baustein: Rankpflanzen wie Wilder Wein, Efeu oder Blauregen verwandeln kahle Wände in strukturreiche Lebensräume. Sie bieten Nahrung, Deckung und ein Mikroklima für Insekten und Vögel. In Kombination mit Dachbegrünungen entsteht ein vertikales Biotop, das den städtischen Raum aufwertet – ökologisch und ästhetisch.

Auch Balkon- und Fensterbegrünungen leisten einen Beitrag: Pflanzkästen mit heimischen Blühpflanzen, Kräutern und Stauden unterstützen Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge. Ergänzt durch kleine Wasserschalen oder Nisthilfen, entstehen selbst auf kleinstem Raum wertvolle Trittsteine im urbanen Biotopnetz.

Darüber hinaus gilt: Je strukturreicher die Gebäudehülle, desto artenfreundlicher. Vor- und Rücksprünge, Nischen, Sichtschutzwände oder bepflanzte Mauervorsprünge fördern die Vielfalt. Auch Materialwahl und Farbgebung können Einfluss haben: Helle, wenig reflektierende Materialien und natürliche Oberflächen sind insektenfreundlicher als glatte, spiegelnde Flächen.

Kurzum: Wenn Architektur Lebensraum mitdenkt, werden Gebäude zu einem aktiven Bestandteil der Biodiversitätsförderung – ganz gleich ob Einfamilienhaus, Wohnblock oder Bürokomplex.

 

Entsiegelung und Regenwassermanagement

Die zunehmende Versiegelung städtischer und suburbaner Flächen gehört zu den Hauptgründen für den Verlust biologischer Vielfalt. Sie unterbricht natürliche Wasser- und Stoffkreisläufe, verhindert die Versickerung von Regenwasser und fördert Überschwemmungen und Hitzeinseln. Biodiversitätsfördernde Stadtentwicklung setzt daher auf gezielte Entsiegelung und intelligentes Regenwassermanagement.

Wasserdurchlässige Beläge wie Pflasterklinker mit offenen Fugen, Rasengittersteine oder Splittflächen ermöglichen, dass Regenwasser vor Ort versickern kann. So wird das Grundwasser neu gebildet, und es entstehen temporäre Feuchtbiotope, die insbesondere für Insekten und Amphibien wertvoll sind.

Mulden-Rigolen-Systeme, Retentionsflächen und Versickerungsmulden dienen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Statt Regenwasser in die Kanalisation zu leiten, wird es auf dem Grundstück oder im Quartier aufgefangen, zwischengespeichert und langsam wieder dem natürlichen Kreislauf zugeführt. Diese Flächen lassen sich begrünen und ökologisch aufwerten – etwa durch Feuchtwiesen oder standortgerechte Staudenbepflanzung.

Auch Dachbegrünungen leisten einen wertvollen Beitrag: Sie speichern Regenwasser, kühlen die Umgebung durch Verdunstung und bieten Nahrungs- und Lebensraum für Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge. Extensive Begrünungen mit Sedum-Arten sind pflegeleicht und kostengünstig – intensive Begrünungen ermöglichen gar die Entwicklung ganzer Kleinbiotope.

Entsiegelungsmaßnahmen in Innenhöfen, auf Schulhöfen, Parkplätzen oder Plätzen mit Asphaltbelag können aus monotonen Flächen lebendige Aufenthaltsräume mit hoher ökologischer Qualität machen. Auch historische Pflasterflächen lassen sich sanieren, ohne sie zu versiegeln.

Fazit: Regenwasserbewirtschaftung ist längst kein reines Entwässerungsthema mehr – sondern ein zentrales Instrument für Klimaanpassung und Biodiversitätsschutz im städtischen Raum.

 

Nachhaltige Baustoffe mit positiver Wirkung

Die Auswahl der Baustoffe hat weitreichende Folgen für Klima, Gesundheit und biologische Vielfalt. Je naturnäher, ressourcenschonender und langlebiger ein Material ist – und je besser es am Ende seiner Nutzungszeit recycelt oder rückgebaut werden kann –, desto geringer fällt sein ökologischer Fußabdruck aus. Bauprodukte mit kurzer Lieferkette, geringem Energieeinsatz in der Herstellung und hoher Dauerhaftigkeit tragen entscheidend zur Nachhaltigkeit bei.

Klinker: Robust, natürlich, ökologisch sinnvoll

Klinker werden aus Ton gefertigt – einem natürlichen, in vielen Regionen Deutschlands vorkommenden Rohstoff. Ihre Herstellung ist zwar energieintensiv, doch durch ihre extreme Langlebigkeit, Frostbeständigkeit, Wartungsfreiheit und Recyclingfähigkeit weisen Klinker über den gesamten Lebenszyklus hinweg eine positive Ökobilanz auf. In der Regel überdauern Klinker mehrere Generationen, können rückgebaut und wiederverwendet oder als Schotter aufbereitet werden.

Viele Hersteller investieren zudem in die Renaturierung ehemaliger Abbauflächen. Diese werden in ökologisch wertvolle Areale verwandelt – etwa durch die Schaffung von Stillgewässern, Magerrasen oder Sukzessionsflächen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. In Verbindung mit umweltfreundlichen Produktionsverfahren, etwa durch den Einsatz von Ökostrom oder Abwärmenutzung, entstehen so zukunftsfähige Baustoffe.

Ein besonderer Vorteil: Klinker lassen sich mit ökologischen Funktionen koppeln. Spezielle Nistklinker etwa beinhalten integrierte Bruthöhlen für Gebäudebrüter wie Mauersegler oder Fledermäuse. Damit wird die Gebäudehülle selbst zum Teil des Biotopverbunds.

Weitere naturnahe Baustoffe mit Biodiversitätspotenzial

  • Holz: Als nachwachsender Rohstoff ist Holz CO₂-speichernd und vielfältig einsetzbar. Voraussetzung ist eine FSC- oder PEFC-Zertifizierung und ein sparsamer Umgang. Holz lässt sich zudem mit tierfreundlichen Bauelementen wie Spalten oder Hohlräumen kombinieren.

  • Lehm und Lehmziegel: Regional verfügbar, atmungsaktiv, schadstofffrei und vollständig rückbaufähig. Lehm schafft ein gutes Raumklima und bietet durch seine Offenporigkeit Mikrohabitate für Insekten in ländlichen Bauformen.

  • Hanfbeton: Besteht aus Hanfschäben und Kalk – ein besonders klimafreundlicher Verbundwerkstoff mit hervorragender Dämmwirkung. Aufgrund seiner geringen Dichte und hohen Feuchtigkeitsregulierung eignet er sich ideal für ökologisches Bauen.

  • Naturstein: Langlebig, wertbeständig und ohne chemische Zusätze. Naturstein aus regionalem Abbau ist ökologisch sinnvoll und schafft in Kombination mit Trockenmauerwerken strukturreiche Lebensräume.

Gemeinsam ist diesen Baustoffen, dass sie – richtig eingesetzt – mehr können als nur „bauen“: Sie schaffen Voraussetzungen für ein gesundes Wohnumfeld, reduzieren den CO-Ausstoß und unterstützen die ökologische Vielfalt im direkten und weiteren Umfeld eines Gebäudes.

 

Was Haus- und Wohnungsbesitzerinnen und -Besitzer konkret tun können

Auch ohne großes Bauprojekt oder architektonisches Vorwissen können Privatpersonen einen bedeutsamen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. Das eigene Zuhause – ob Haus mit Garten oder Wohnung mit Balkon – bietet zahlreiche Möglichkeiten, naturnahe Lebensräume zu fördern und zu erhalten.

1. Den Garten zur Oase machen

  • Heimische Pflanzenarten einsetzen: Sie sind perfekt an den Standort angepasst und bieten Nahrung für Wildbienen, Schmetterlinge, Vögel und andere Insekten. Exotische Zierpflanzen mögen schön aussehen, bieten jedoch meist keinen ökologischen Mehrwert.

  • Auf chemische Mittel verzichten: Der Einsatz von Pestiziden, Herbiziden oder synthetischen Düngemitteln schadet der Bodenfauna, vernichtet Nahrungsquellen und stört die natürliche Balance.

  • Wildwiesen und „unordentliche“ Ecken zulassen: In nicht gemähten Zonen mit Wildkräutern oder Totholz entwickeln sich Kleinstlebensräume, die für viele Insektenarten unverzichtbar sind. Schon eine kleine Ecke genügt.

  • Wasserstellen schaffen: Vogeltränken, flache Schalen mit Steinen als Landehilfe für Insekten oder kleine Teiche helfen zahlreichen Arten über trockene Sommerperioden hinweg.

2. Fassade, Balkon und Fensterbrett begrünen

  • Rankpflanzen wie Wilder Wein, Geißblatt oder Efeu schaffen nicht nur optische Highlights, sondern bieten Vögeln Deckung und Insekten Nahrung. Auch Mauereidechsen profitieren von begrünten, strukturierten Fassaden.

  • Vertikale Gärten und bepflanzte Balkonbrüstungen: Sie verwandeln auch kleinste Flächen in artenreiche Minibiotope. Besonders wertvoll sind heimische, mehrjährige Blühpflanzen, Küchenkräuter und Stauden.

  • Insektenfreundliche Kübelbepflanzung: Pflanzkästen mit Lavendel, Salbei, Katzenminze, Glockenblumen oder Thymian locken Hummeln, Wildbienen und Schmetterlinge an. Auch das einfache Aufstellen von Sandflächen oder Nisthilfen kann viel bewirken.

3. Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten schaffen

  • Nistkästen für Vögel und Fledermauskästen bieten Quartier für gebäudebrütende Arten – idealerweise an sonnen- und windgeschützten Fassaden. Modelle sollten regelmäßig gereinigt und vor Katzen geschützt montiert werden.

  • Insektenhotels und Sandarien: Wichtig ist eine artgerechte Ausführung – möglichst aus natürlichen Materialien wie Holz, Schilfrohr oder Lehm. Auch offene, vegetationsarme Bodenstellen sind für bodennistende Wildbienen unverzichtbar.

  • Totholzhaufen, Steinhaufen, Laubhaufen: Diese einfachen Strukturelemente dienen als Überwinterungsquartier und Schutzraum für Igel, Amphibien und zahlreiche Insekten.

  • Fassadenelemente mit ökologischer Funktion: Nistklinker mit Hohlräumen oder modulare Fassadenelemente mit Nistkammern lassen sich bereits bei der Sanierung oder im Neubau mitdenken.


Artenvielfalt braucht Verantwortung

Doch es liegt in unserer Hand, diesem Rückzug etwas entgegenzusetzen. Wer plant, baut oder gestaltet, trifft Entscheidungen, die weit über die Funktionalität eines Gebäudes hinausgehen. Wenn wir Lebensräume mitdenken, entsteht Architektur, die nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leistet.

Mit langlebigem Klinker und Fassaden, die bewusst Quartiere integrieren, schaffen wir bei Hagemeister Bauwerke mit Mehrwert – für Menschen und für Tiere. Nistklinker sind dabei ein Beispiel unter vielen: unauffällig in die Fassade eingebunden, erfüllen sie eine klare ökologische Funktion. Und zeigen, wie einfach sich nachhaltiges Bauen in die Praxis übersetzen lässt.

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Quellen:

  • eigene Recherchen

 

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